Ironman Zürich 2019 – Eine Reise zu mir selbst

Wer kennt sie nicht, die beeindruckenden Bilder vom Ironman Hawaii, der als ältester Triathlon der Welt gilt. Jahr für Jahr treffen sich hier die Sportler, um im Dreikampf von Schwimmen, Radfahren und Laufen ihren Härtesten und Besten zu ermitteln.

Sicherlich ein paar Nummern kleiner aber nicht weniger herausfordernd präsentiert sich der Ironman Zürich mit der 3,8 Kilometer langen Schwimmstrecke, den 180 Kilometern Radstrecke und der 42 Kilometer langen Laufstrecke als kompletter, international anerkannter Ironman Trial. Wer hier als Hobby-Ironman teilnehmen will, braucht eine lange, gute Vorbereitung, einen eisernen Willen und natürlich die entsprechenden Vorbereitungen.

Eine lange Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt

Vor nunmehr zwei Jahren entdeckte ich auf YouTube ein Video zum Thema „Ironman motivation“. Diese Video war für mich persönlich die Inspiration und wohl der erste Schritt, mich selbst einmal am Ironman Triathlon zu versuchen. Dass das nicht aus dem Stand heraus gut gehen kann, war mir natürlich sofort klar. Aber: Anything is possible!

Immerhin hatte ich ja schon ein paar Jahre Erfahrungen auf dem Mountainbike und dem Rennrad gesammelt und so sollte zumindest die Radstrecke nicht die unlösbare Herausforderung sein. Schwimmen kann ich auch und Laufen gehört ja fast schon zu meinem Tagesprogramm. Mit einer leicht überdurchschnittlichen Fitness sollte es also kein Problem sein, den Halbdistanz Triathlon Ironman 70.3 zu schaffen. Nach einem Jahr Training stürzte ich mich im Juni 2018 also in das Abenteuer Ironman in der abgespeckten Variante. 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Velo und zum Schluss 21 Kilometer Laufen brachten mich an mein erstes Zwischenziel auf dem Weg zum grossen Ironman. Aber die Halbdistanz ist eben nicht der ganze Ironman und so setzte ich noch im Sommer 2018 ein neues Ziel. Ich wollte den Ironman Zürich 2019 bewältigen.

Training, Motivation, Verzicht

Egal, ob als Professioneller oder als Hobby-Teilnehmer, wer den Ironman in seiner vollen international anerkannten Distanz bewältigen will, muss sich einem regelmässigen und harten Training aussetzen. Fragt sich nur, wann und wie. Die Empfehlungen sprechen von mindestens 10 bis 15 Stunden wöchentlich, wobei möglichst alle drei Disziplinen gleichmässig vertreten sein sollten. Das heisst, täglich mindestens zwei Stunden Training. Und das neben Familie, Beruf, Tagungen, Kongressen und Notfalleinsätzen.

Da braucht es schon ein gutes Stück Motivation, die sich nur über die Zeit halten lässt, wenn man weiss, was man will und dazu auch die notwendige Unterstützung durch die Familie erfährt. Und natürlich bedeutet diese Motivation auch, täglich den inneren Schweinehund zu überwinden und die kleinen und grossen Hemmnisse in der Eigenmotivation auszuräumen. Nur wenn das gelingt, ist ein gutes und regelmässiges Training möglich. Und natürlich braucht es Zeit.

Und gerade die Zeit für das Training war ein Punkt, an dem es letztlich ohne Verzicht nicht ging. Verzichten wollte ich nicht auf das Leben mit der Familie und Verzicht sollten auch meine Patienten nicht erfahren, wenn es um mein berufliches Engagement ging. Blieb nur der Verzicht auf Schlaf. Und erstaunlicherweise geht das trotz oder gerade wegen des aktiven Sports ganz gut.

In der Vorbereitungsphase zum Ironman Zürich 2019 stand ich drei mal wöchentlich morgens zwischen halb fünf und fünf auf, machte mich an das Velo-Training, das ich dann auch gern am Wochenende als 3-5 stündige Aktivität noch einmal wiederholte. Zweimal wöchentlich morgens eineinhalb Stunden Schwimmen und wann immer es geht am Abend Lauftraining. Und das zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter und an fast jedem Ort, an dem ich mich in den letzten zwölf Monaten aufgehalten habe.

Zu einem ausgewogenen Training gehören immer auch die passenden Ruhetage, die ich mir je nach beruflicher Belastung und den Plänen der Familie auf einen bis zwei Tage in der Woche beschränkte. Am Ende stand eine Zeit, in der ich mich immer besser auf den grossen Triathlon in Zürich vorbereitet fühlte und spürte, was ein individuelles gutes Training auch für so grosse Herausforderungen wie den Ironman bedeuten kann.

21. Juli 2019, Zürich – Der grosse Tag

Nach fast genau einem Jahr Training war es dann am 21. Juli 2019 so weit. Der Ironman Zürich 2019 in der vollen Distanz stand an und jetzt gab es nach der Anmeldung für mich auch keine Zweifel mehr. Ich musste und würde den Ironman Zürich bestehen. Die Vorbereitungen stehen, Neoprenanzug, Velo und Verpflegung sind vorbereitet. Jetzt geht es los.

Zum Start selbst spürte ich keinerlei Nervosität, ich fühlte mich einfach nur gut vorbereitet. Nach einem frühen Tagesbeginn um fünf Uhr und dem beeindruckenden Startprozedere für die Profis sind dann die Hobby-Athleten dran. Also auch ich. Alles beginnt mit dem Rolling-Start an der Schwimmstrecke, so dass aller paar Sekunden fünf bis zehn Schwimmer das Rennen beginnen. Schnell noch ein paar nette Worte an die Mitstreiter links und rechts, dann geht es los. „See you at the finish line!“

Mit gleichmässigen Zügen absolviere ich die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke im frischen Zürichsee, steige dann triefend nass aus dem Wasser, quasi direkt auf das Velo, das jetzt für 180 Kilometer mein Freund auf der Fahrt entlang am Zürichsee, raus aus er Stadt, durch saftig grüne Wiesen und kleine Dörfer sein soll. Danach noch auf die Laufstrecke, die sich über vier Runden durch die historische Altstadt zieht und dann ist es geschafft. „You are an Ironman!“

Nach einer Gesamtzeit von 10h31m58s komme ich erschöpft aber glücklich ins Ziel und weiss jetzt eines: Ich bin ein Ironman. Und das dank eines guten, konsequenten Trainings, dank der Unterstützung durch meine Familie, Kollegen  und Freunde und vor allem dank der Motivation, etwas zu leisten, was aussergewöhnlich ist. Jetzt ist Zeit für Erholung! Und natürlich Zeit für die Freude an der eigenen Leistung, die auch immer eine Reise zu mir selbst war.