Leber, Gallenblase, Gallenwege
Obwohl die Gallenblasenentfernung eine Routineoperation ist, sind wir stets bemüht, diesem kleinen Organ und seinen fragilen Nachbarstrukturen mit grossem Respekt zu begegnen.
Die Gallenblase spielt eine nützliche wenn auch nicht zwingende Rolle in unserem Verdauungssystem. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Gallenflüssigkeit, die von der Leber produziert wird zu speichern und bei Bedarf nach fettigen Mahlzeiten in den Dünndarm abzugeben. Über die Galleflüssigkeit werden Schadstoffe aus dem Körper entfernt. Zudem enthält sie Enzyme welche für die Fettverdauung wichtig sind.
Wenn die Gallenblase Probleme verursacht, kann jedoch eine Entfernung notwendig sein. Unsere Verdauung hat keine Einschränkung ohne Gallenblase, weil die Leber den grössten Teil der Galleflüssigkeit direkt in den Dünndarm abgibt.
Welche Gallenblasenerkrankungen sind häufig?
Gallensteine
Gallensteine entstehen, wenn sich Bestandteile der Gallenflüssigkeit, wie Cholesterin oder Bilirubin, zu festen Partikeln verbinden. Dieser Prozess kann durch verschiedene Faktoren wie Übergewicht, Schwangerschaft, genetische Veranlagung oder eine ungesunde Ernährung begünstigt werden. Die Gallensteine können über Jahre in der Gallenblase verbleiben, ohne Symptome zu verursachen. In einigen Fällen können sie jedoch den Gallengang blockieren und zu schmerzhaften Koliken führen. Gallensteine können aber auch zu Entzündungen der Gallenblase, des Gallenganges sowie der Bauchspeichdrüse führen.
Sobald Gallensteine Symptome verursachen, ist eine operative Entfernung sinnvoll. Sind sie jedoch asymptomatisch, bedürfen sie keiner Therapie.
Gallengangsentzündung (Cholangitis)
Auch hier ist meist ein Gallenstein im Hauptgallengang ursächlich für die Entzündung. Selten kann auch ein Tumor den Gallengang blockieren. Wenn die Galle nicht mehr in den Dünndarm abfliesst, kann dies eine Entzündung auslösen mit heftigen Bauchschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Gelbsucht (Ikterus).
In dieser Situation ist eine ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie) notwendig. Es handelt sich um eine endoskopische Methode, mit der die Gallenwege dargestellt und blockierte Steine geborgen werden können. Dieser Eingriff wird durch unsere kompetenten Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen) durchgeführt.
Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
Wenn der Abfluss aus der Gallenblase blockiert ist (meist durch einen Gallenstein) kann es zu einer Entzündung der Gallenblase kommen. Dies kann sehr schmerzhaft sein und sollte so schnell wie möglich behandelt werden. Wann immer möglich ist die sofortige Entfernung der entzündeten Gallenblase anzustreben.
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Gallensteine können nicht nur die Gallengänge, sondern auch den Abfluss der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm blockeren. Dies führt dann zu einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Das ist eine sehr gefährliche Erkrankung, welche immer eine Überwachung im Spital nötig macht.
Gibt es Tumore der Gallenblase?
Gallenblasenpolypen: Polypen sind Wucherungen in der Gallenblase, die entweder gutartigen Cholesterolpolypen oder polypöse Adenomen entsprechen. Die Diagnose erfolgt hauptsächlich durch eine Ultraschalluntersuchung. Adenom-Polypen welche grösser als 1 cm sind, haben das Risiko zu entarten, weshalb eine Gallenblasenentfernung nötig ist.
Gallenblasen/Gallengangkarzinom: Es handelt sich um eine bösartige Neubildung der Gallenblase und/oder der Gallenwege. Manchmal findet sich diese zufällig in der operierten Gallenblase und manchmal ist es der Grund für Gelbsucht. Diese Karzinome sind ingesamt sehr selten. Im Falle eines Gallenblasen- oder Gallengangkarzinoms erfolgt immer eine interdisziplinäre Besprechung an unserem Tumorboard, um die beste Therapieoption in jedem einzelnen Fall zu finden.
Wann wird eine Gallenblasenoperation notwendig?
Bei wiederkehrenden Gallenkoliken, im Falle einer Gallenblasenentzündung, nach einer Gallengangs- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung welche durch Gallensteine verursacht wurde, oder bei Polypen >1cm ist eine Entfernung der Gallenblase notwendig.
Wie wird die Gallenblase untersucht?
Nach der klinischen Untersuchung des Bauches und dem Gespräch wird immer eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dort sieht man Gallensteine am besten. Zur Diagnose von Entzündungen ist immer eine Blutentnahme notwendig. Gallengänge können mittels einer speziellen MRI Untersuchung (MRCP) dargestellt werden.
Wie wird die Gallenblase operiert?
Die Gallenblasenoperation wird in aller Regel minimalinvasiv durchgeführt, also über kleine Schnitte am Bauch. (Laparoskopie, Schlüssellochtechnik). Dies verringert die Erholungszeit und das Risiko von Komplikationen. Bei schwer entzündeten Gallenblasen muss sehr selten über einen grossen Schnitt operiert werden.
Die Operation dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Wenn keine starke Entzündung vorliegt, dauert der Spitalaufenthalt 2 Tage.