Aufstossen, Übergewicht und Diabetes – Zusammenhänge erkennen
Im Rahmen der 4. Fachtagung der Helvetius Holding AG hat sich Dr. med. Jörg Zehetner, Professor (USC), in einem ausführlichen Vortrag mit dem Zusammenhang von Refluxerkrankungen, Übergewicht und Diabetes beschäftigt. In den meisten Fällen gibt es kausale Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Krankheitsbildern, die auch in der medizinischen Therapie Beachtung finden müssen. Während ein Grossteil der Übergewichtspatienten zugleich über Reflux klagt, zeigen sich die Zusammenhänge von Übergewicht und Diabetes noch viel deutlicher. Beide Erkrankungen sind wechselseitig Folge und Auslöser der anderen Erkrankung. Das wirkt sich auch auf den professionellen Therapieansatz aus. Den ganzen Beitrag zum Fachvortrag, einen Video-Stream zum Vortrag und weitere Informationen finden Sie hier.
In seinem viel beachteten Vortrag auf der 4. Fachtagung der Helvetius Holding AG auf dem Talent Campus Bodensee in Kreuzlingen hat Dr. med. Jörg Zehetner, Professor (USC), die Zusammenhänge zwischen Aufstossen, Übergewicht und Diabetes aufgedeckt. Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und aus seiner eigenen medizinischen Praxis heraus, hat Dr. med. Jörg Zehetner daraus ein Modell entwickelt, das deutlich macht, wie die Zusammenhänge zu sehen sind, welche gesundheitlichen Einschränkungen und Erfahrungen sich daraus ergeben und welche medizinischen Interventionen angezeigt sind.
Dr. med. Jörg Zehetner gilt als DER Spezialist in der Viszeral- und Übergewichtschirurgie in der Schweiz. Seine umfassende Ausbildung und Spezialisierung machen ihn auch zum gefragten Spezialisten im Ausland, so beispielsweise als unterstützende Koryphäe bei seinen Fachkollegen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die erweiterte Ausbildung in den USA und eigene wissenschaftliche Forschungen haben Dr. med. Jörg Zehetner zum ausgewiesenen Spezialisten in seinem Fachgebiet gemacht. Als Leiter einer der grössten Privatpraxen in der Schweiz ist er der Kopf der Swiss1Chirurgie und bietet Patienten, deren Angehörigen und Fachkollegen ein weites Spektrum moderner Behandlungsmethoden und erweiterter Möglichkeiten der Therapie im Verbund der Unternehmen, die unter dem Dach der Helvetius Holding AG aktiv sind.
Einzelne Krankheitsbilder, Diagnosen und Beschwerden sind oftmals eng miteinander verknüpft und bilden nicht selten eine Art kausale Reaktionskette, in der eine Auffälligkeit die andere bedingt oder eine Folge von Vorerkrankungen ist. Deshalb ist es wichtig, zwischen unterschiedlichen Symptomen die möglichen Zusammenhänge zu suchen und zu finden.
Die Praxen im Verbund der Helvetius Holding AG
Zunächst kurz ein paar vorstellende Worte zur Swiss1Chirurgie. Die Swiss1Chirurgie ist eine viszeralchirurgische Praxis, in der Dr. med. Steffen, Frau Dr. med. Anita Scheiwiller, Dr. med. Metzger, Frau Dr. med. Flückiger, Dr. med. Fringeli und Dr. med. Jörg Zehetner hochspezialisierte medizinische Fachleistungen für die Patienten erbringen. Die Standorte der Swiss1Chirurgie sind in Bern, in Solothurn und im Wallis, wo die Patienten vor allem in den Fachbereichen Bariatrie, Refluxerkrankungen, Speiseröhren- und Magenkrebs, Dickdarm, Schilddrüsenerkrankungen, Lebererkrankungen und Hernien behandelt werden.
Das Zentrum für bariatrische Chirurgie ZfbC hat sich im Zusammenschluss mit der Swiss1Chirurgie als spezialisiertes Vor- und Nachsorgezentrum für die bariatrische Chirurgie etabliert. Hier werden die Patienten durch die Spezialisten vor einer erforderlichen Operation und nach dem chirurgischen Eingriff ganzheitlich betreut.
Die Gastroenterologische Gruppenpraxis Bern GGP ist das Zentrum für die endoskopischen Abklärungen und die Funktionsdiagnostik. Hier werden auch die chronischen Erkrankungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes behandelt.
Im Praxiszentrum Bern PZBE hat sich eine internistische Praxis etabliert und bietet hier Leistungen nicht nur im Bereich der Inneren Medizin, sondern auch im Spezialgebiet der Psychosomatik an.
Alle Fachpraxen unter dem Dach der Helvetius Holding AG sind mit erfahrenen Fachmedizinern besetzt, arbeiten engmaschig miteinander verknüpft und erbringen damit im Gesamtkonzert der medizinischen Fachleistungen für die ganzheitliche und professionelle Gesundheitsfürsorge und erforderliche medizinische Eingriffe im Sinne der Patienten.
Reflux – Saures Aufstossen
Jeder kennt sicherlich das saure Aufstossen, beispielsweise nach einem üppigen und sehr fettreichem Essen oder nach übermässigem Alkoholkonsum. So ein gelegentliches Aufstossen mit klar definierter temporärer Symptomatik ist zunächst kein Problem.
Zum Problem wird das saure Aufstossen erst dann, wenn es chronisch, also quasi immer wieder auftritt und im körperlichen Empfinden tatsächlich störend bis lästig wirkt. Dann reden wir vom Reflux. Unter Reflux verstehen wir, dass der Magensaft aus dem Magen in die Speiseröhre aufsteigt. Dabei führt die Magensäure nicht nur zum bekannten unangenehm sauren Empfinden, sondern kann in der chronischen Ausprägung neben den unangenehmen Empfindungen auch zu ernstzunehmenden Verätzungen der Speiseröhre bis hin zur Entwicklung von Speiseröhrenkrebs führen.
Das Ganze wird im medizinischen Sprachgebrauch als Gastroesophageal Reflux Disease, also kurz GERD bezeichnet und stellt eine ernstzunehmende Störung mit Krankheitswert dar. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Sphinkters und/oder des Zwerchfells, die jedoch durch weitere Faktoren begünstigt wird. Zu den Faktoren, die zum Aufstossen von Magensaft in die Speiseröhre sorgen, gehört ein nicht normal funktionierendes Ventil am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen. Normalerweise verhindert dieses Ventil das Aufstossen von saurem Magensaft in die Speiseröhre. Ist die Funktion dieses Ventils gestört, kann es zum Reflux kommen. Dieses Ventil befindet sich am Übergang vom Thorax zum Bauchraum der praktisch durch das Zwerchfell gebildet wird. Durch das Zwerchfell hindurch verläuft die Speiseröhre.
Eine normale Funktion des Ventils setzt voraus, dass dieses Ventil selbst organisch völlig ohne Befund ist. Weiterhin ist ein Normalgewicht eine gute Voraussetzung für das ungestörte Funktionieren des Ventils. Bei Übergewicht sorgt allein schon der erhöhte Druck auf den Bauchraum und das Zwerchfell dafür, dass die Funktion des Ventils eingeschränkt sein kann. Der Mechanismus funktioniert so, dass die Lunge in der normalen Funktion zieht, während ein übervoller Bauchraum dagegen drückt, so dass die Funktion des Ventils in nur eine Richtung, nämlich nach oben, beeinträchtigt wird. In der Folge erlaubt ein defektes oder schwaches Ventil am Übergang von der Speiseröhre zum Magen den Rückfluss von Magensaft.
Zu beachten ist, dass sich im Magen nicht nur die Magensäure befindet. Pepsin, Galle, Pankreassaft und natürlich Nahrungsbestandteile in unterschiedlich zersetzter Form sind im Magen zu finden. Ist die Pumpfunktion der Speiseröhre gestört und das Ventil nicht voll funktionstüchtig, werden all diese Bestandteile in die Speiseröhre gedrückt, was nicht nur unangenehm, sondern langfristig auch richtig gefährlich werden kann.
Behandlung von Refluxerkrankungen
Reflux kann in vielen Fällen konservativ behandelt werden. Dabei ist eine Veränderung des Lebensstils genauso hilfreich wie eine Diät. Zu vermeiden sind scharfe Speisen, Kaffee, fettige und frittierte Speisen, Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten, Früchte und Fruchtsäfte. Weiterhin verzichtet werden sollte auf dunkle Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil, Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke, grosse Speiseportionen und im Einzelfall auch auf bestimmte Medikamente.
Oftmals hilft die Vermeidung solcher Faktoren schon bei der Reduzierung von Reflux. Bemerkenswert ist, dass Raucher vermehrt über Reflux klagen, da das Rauchen auch eine lockernde Wirkung auf die Funktion des oben beschriebenen Ventils hat. Dasselbe trifft auf andere Genussmittel zu, die wir hier schon einmal mit dunkler Schokolade und Alkohol beschrieben haben.
Bei der Veränderung des Lebensstils kommt es vor allem darauf an, dass wir eben nicht immer die ganz grossen Portionen essen, sondern lieber öfter kleine Einheiten. Auch das opulente Essen direkt vor dem Zubettgehen sollte vermieden werden. Dazu gibt es eine Anzahl an Medikamenten, die sich auf die Funktion des Speiseröhren-Magen-Ventils auswirken. Hier ist rund um das saure Aufstossen eine ganze Industrie entstanden, die ihre Medikamente oftmals auch ohne Verschreibung, quasi im Discounter, verkauft.
Die Funktion solcher Medikament orientiert sich zumeist nur am Symptom, nicht aber an der Ursache. Solche Medikamente stoppen nicht den eigentlichen Reflux, sondern vermindern die Produktion von Magensäure. Sie sind weiter nichts, als sogenannte Säureblocker, haben aber keinen Effekt auf die Produktion von Galle, Pepsin oder Pankreassäften und wirken in keiner Weise auf das defekte oder geschwächte Ventil am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen. Daher bleibt die Wirkungsweise immer begrenzt und ändert schlussendlich nichts an den Ursachen von Reflux.
Das bedeutet, dass aus der ganzen Symptomatik lediglich ein Teil, nämliche die Magensäure, herausgenommen bzw. vermindert wird, die Problematik als solche aber bestehen bleibt.
Refluxoperationen
Bis vor zehn Jahren waren eigentlich nur zwei Eingriffe bei Reflux etabliert. Zum einen die Nissen Fundoplikatio und andererseits die Toupet Fundoplikatio. Während bei der Nissen Fundoplikatio eine gute Speiseröhrenfunktion die Voraussetzung ist, kann die Toupet Fundoplikatio auch bei schlechter Speiseröhrenfunktion eingesetzt werden.
In der Swiss1Chirurgie verwenden wir seit 2015 in der Schweiz das LINX-System in der therapeutischen Behandlung von Reflux. Bei diesem LINX-System handelt es sich vereinfacht gesagt um einen Magnetring aus einzelnen Teilen auf einer Art Band. Dieses Magnetband schliesst den Übergang zwischen Speiseröhre und Magen, öffnet sich aber unter einem gewissen Druck, so dass auf der einen Seite eine normale Speisenzufuhr in den Magen aber andererseits auch ein Erbrechen möglich bleibt. Der relativ leichte Druck beim Reflux wird jedoch unterbunden, sodass keine Magensäfte in die Speiseröhre hochdrücken können.
Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist es, dass postoperativ eine ganz normale Diät möglich ist und auch Luft aufgestossen werden kann, was bei den älteren Verfahren nicht zu erwarten ist. Weiterhin kommt es beim Einsatz des LINX-Systems deutlich weniger zum von den anderen Verfahren bekannten Völlegefühl und zu keiner gesteigerten Flatulenz.
Im Rahmen einer medizinischen Studie setzen wir in der Swiss1Chirurgie seit 2020 auch RefluxStopTM ein. Dabei wird der Magen an die Speiseröhre fixiert, um den unteren Schliessmuskel im Bauchraum beibehalten zu können. Eine kleine Silikonkugel hält die so präparierte Stelle in Position, wodurch eine nahezu natürliche Situation wiederhergestellt werden kann. Bei allen solchen Operationen muss der vorhandene Zwerchfellbruch mit operativ behandelt werden.
Als einziger Chirurg in der Schweiz bietet Dr. med. Jörg Zehetner seinen Patienten alle der hier aufgezählten Verfahren an. Seine Entscheidungen trifft er dabei immer individuell und auf der Grundlage der vorgefundenen Situation im Einzelfall. Wichtiger Ausgangspunkt für die Entscheidung ist die Funktion der Speiseröhre. Bei normaler Speiseröhrenfunktion lassen sich das LINX-System und die Nissen Fundoplikatio gut einsetzen. Bei mässig bis stark verminderter Speiseröhrenfunktion kommen dann eher die Toupet Fundoplikatio, das RefluxStopTM System oder in Ausnahmefällen eine Dor Fundoplikatio zu Einsatz. In der deutlichen Mehrheit der Fälle kann das bewährte LINX-System eingesetzt werden.
Probleme durch Reflux
Neben dem eigentlich schon unangenehmen Erscheinungsbild des Reflux durch das wiederholte saure Aufstossen, verbergen sich hinter dem Reflux auch deutlich gefährliche Konstellationen. Durch den ständigen Säureangriff auf die innere Speiseröhre kommt es nicht selten zu entzündlichen Prozessen. Durch diese Entzündungen kann es zu Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut kommen. In der Folge verändert sich die Schleimhaut so, dass sie irgendwann auch gewebliche Veränderungen aufweist, die optisch sehr an das Magengewebe erinnern. Ein solches Gewebe hat dann auch das Potenzial, einen Krebs zu entwickeln. Ein Speiseröhrenkrebs ist also nicht ausgeschlossen und steht in der fortschreitenden Entwicklung immer im Raum. Das ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine adäquate Behandlung ist dringlichst erforderlich.
In der statistischen Auswertung zeigt sich, dass Speiseröhrenkrebserkrankungen seit 1975 deutlich zugenommen haben. Hier ist in den letzten 30 bis 40 Jahren eine Steigerung um die 700 Prozent zu beobachten. Bei Männern handelt es sich um die Krebserkrankung, die weltweit am meisten angestiegen ist.
Betrachten wir in der Folge die Zusammenhänge von Reflux, Übergewicht und Diabetes, dann werden auch schon in der statistischen Betrachtung einige Zusammenhänge deutlich.
Zusammenhang von Übergewicht und Reflux
Allgemein kann schon hier festgestellt werden, dass die Wahrscheinlichkeit an Reflux zu erkranken mit vorhandenem starken Übergewicht deutlich steigt. Verglichen und in einen Zusammenhang gebracht wurde beispielsweise der Body-Mass-Index BMI mit der Säureexposition. Ab einem BMI von 30 wird von Adipositas gesprochen, die sich in verschiedenen Klassifizierungen ausprägt. Bereits ab einem BMI von 35 kann von krankhaftem Übergewicht gesprochen werden.
Krankhaftes Übergewicht lässt sich nicht nur an äusseren Symptomen wie einem umgangssprachlichen „Bierbauch“ und den unvermeidlichen Fettpölsterchen festmachen. Bei einem BMI über 40 sprechen wir bereits von einem metabolischen Syndrom, dass sich durch Zuckerkrankheit (Diabetes), Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Fettleber, hohe Blutfettwerte sowie Arthritis und Gicht definieren lässt.
Mit diesen Symptomen erhöhen sich auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Schlaf-Apnoe, Krebs, Bauchwandbrüche und Refluxerkrankungen. Mit den Refluxerkrankungen steigt dann auch wieder das Risiko für Speiseröhrenkrebs. Schon bei dieser Betrachtung zeigt sich, dass die Zusammenhänge und Übergänge von Reflux, Übergewicht und Diabetes kausal zu betrachten sind.
Bei der Bewertung der Entwicklung von Übergewicht zeigt sich die Tendenz, dass Übergewicht weltweit, vor allem in den entwickelten Industriestaaten aber selbst in den Entwicklungsländern zunehmend zu beobachten ist. Und das in einem atemberaubenden Tempo im Fortschreiten im engen Zusammenhang mit einem Nahrungsmittelüberangebot bei praktisch unbegrenzter Verfügbarkeit von Lebensmitteln.
Mit dem Ansteigen des Körpergewichts kommt es nicht nur zu den äusserlich sichtbaren Fettdepots. Besonders betroffen ist immer auch die Leber, die sich mit zunehmendem Übergewicht von einer gesunden Leber zur Fettleber bis hin zur Leberzirrhose entwickelt. Zum Thema Fettleber haben wir einen gesonderten Beitrag und Vortrag durch Frau Dr. med. Michaela Neagu aus der Gastroenterologischen Gruppenpraxis Bern GGP zur Verfügung gestellt. Weiterführend ist ein Beitrag und Vortrag von Dr. med. Hardy Walle zum Leberfasten verfügbar.
Betrachtet man die Erscheinungen von Übergewicht mit einem genauen Blick auf die Stoffwechselprozesse im Körper, dann lässt sich auch ein konkreter Zusammenhang zur Zuckerkrankheit Diabetes herstellen. Bringt man die statistischen Daten zum Übergewicht und zu Diabetes-Erkrankungen zusammen, wird die Wechselwirkung mehr als nur deutlich.
Dabei ist auch klar zu bewerten, dass eine Fettleber oftmals die Ursache für Diabetes ist, aber auch Diabetes die Ursache für eine Fettleber sein kann. Hier schliesst sich eine Art Teufelskreis, der nur durch entsprechende medizinische Interventionen zu durchbrechen ist.
In einem klaren Zusammenhang zur Diabetes steht die Funktion der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse liegt anatomisch hinter dem Magen und erfüllt zwei wesentliche Funktionen. Zum einen unterstützt sie die Verdauungsfunktion, andererseits produziert sie Insulin, das zur Verstoffwechslung von Zucker, genauer Glukose erforderlich ist. Dabei wirkt das Insulin auf den Zuckerhaushalt in der Leber, im Fettgewebe und in der Muskulatur. Bei übergewichtigen Menschen ist dieser Stoffwechsel gestört. Die verfetteten Zellen zeigen sich resistent gegen die Insulinaufnahme, wodurch die Verstoffwechslung von Glukose deutlich gestört wird. In der Folge kommt es zu von der Normalität abweichenden Blutzuckerwerten. Es entwickelt sich eine fortschreitende Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus.
Die Diabetes mellitus wird in zwei Typen unterschieden. Typ 1 mit den Untergruppen 1a und 1b. Diabetes mellitus Typ 1a beobachten wir zumeist als angeborene Form im Kindesalter und manifestiert nach viralen Infekten.
Den Typ 1b sehen wir bis etwa zum 35. Lebensjahr und im Zusammenhang mit Insellzell Antikörpern und bei Störungen des Autoimmun-Systems.
Diabetes mellitus Typ 2 wurde früher als Altersdiabetes bezeichnet und tritt vor allem bei übergewichtigen Menschen mit einem gestörten Stoffwechsel auf. Mittlerweile beobachten wir Diabetes mellitus Typ 2 zunehmend auch bei Kindern und Jugendlichen, die ein starkes Übergewicht aufweisen. Diabetes mellitus Typ 2 ist bei Kindern und Jugendlichen sogar schon häufiger zu sehen, als der Typ 1.
Die Problematik bei Diabetes offeriert sich nicht nur im geschädigten Stoffwechsel. Betroffen sind auch die Blutgefässe, die Leber und die Herzfunktion. Häufig kommt es zur Arteriosklerose, was zu einer Verengung oder zum Verschluss von Blutgefässen führt. Dabei steigt das Herzinfarktrisiko um das Fünffache, das Risiko für Schlaganfälle verdreifacht sich.
Der Verlauf einer Zuckerkrankheit zeigt sich als fortschreitender Prozess, der anfangs noch gut beherrschbar erscheint, mit zunehmendem Verlauf aber immer stärker fachmedizinisch beeinflusst werden muss. Im Zusammenhang von Diabetes und Übergewicht zeigt sich, dass operativ behandelte Übergewichtspatienten oftmals besser und schneller eine Verbesserung der Diabetes erfahren, als solche mit einer lediglich medikamentösen Behandlung. Wenn natürlich die Übergewichtsoperation erst nach vielen Jahren einer bestehenden Zuckerkrankheit vorgenommen wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch bei der Diabetes wieder verbesserte Werte einstellen.
Entsprechend ist es wichtig, bei Patienten mit BMI ab 40 eine Übergewichtsoperation nicht lange hinauszuschieben, wenn eine Zuckererkrankung erst am Beginn ist. Je eher hier gehandelt wird, desto grösser sind die Effekte sowohl auf das Körpergewicht als auch auf das Verhindern eines Fortschreitens von Diabetes.
Wichtig zu verstehen ist, dass Übergewicht eine Krankheit ist und entsprechend auch als solche behandelt werden muss. Unterschiedliche Studien zeigen eindeutig, dass bei schwerem Übergewicht eine Übergewichtsoperation gegenüber anderen medizinischen Interventionen immer die bessere Lösung auch mit Wirkung auf eine Diabetes ist.
Wirkungen der metabolischen Chirurgie
Werden alle Erfahrungen aus der metabolischen Chirurgie im Zusammenhang von Reflux, Übergewicht und Diabetes mellitus betrachtet, können folgende Wirkungen bei Patienten mit einem BMI über 40 nachgewiesen werden:
- allgemein verbesserte Lebensqualität
- grössere Verbesserung des Blutzucker-Spiegels
- verminderter Verbrauch an Diabetes-Medikamenten
- weniger Gefässerkrankungen
- weniger Schlaganfälle
- vermindertes Krebsrisiko
- weniger Gesamtsterblichkeit
- höherer Gewichtsverlust als bei konservativen Therapien
Nur zwei bis drei Prozent der Patienten mit einem BMI über 40 erreichen in konservativen Therapien eine signifikante Gewichtsreduktion. Lediglich Patienten mit einem BMI zwischen 30 und 35 weisen bei konservativen Therapien häufig gute Erfolge auf.
Bariatrische Chirurgie als Gesamtheit betrachten
Die bariatrische Chirurgie stellt sich als Dreiklang dar, der nicht bei einem operativen Eingriff aufhört. Die Operation allein löst nicht das Problem. Wichtig ist das Zusammenspiel von
- Veränderung des Lebensstils
- Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und
- operativer Eingriff mit guter Vor- und Nachsorge
Moderne Operationsverfahren haben sich vom langjährig eingesetzten Magenband längst verabschiedet. In den USA und in Deutschland wird zuvorderst die Herausbildung eines Schlauchmagens als Ergebnis der Operation bevorzugt. Das betrifft bis zu 60 Prozent der Patienten. In der Schweiz liegt hier der Stand derzeit bei etwa 30 Prozent. Eine Teilentfernung des Magens erreicht auch hormonelle Effekte, da die Passage der Nahrung durch den Magen beschleunigt wird und der Dünndarm mit entsprechender Hormonausschüttung viel eher aktiviert ist.
Eine weitere Möglichkeit ist der Magen-Bypass, die laparoskopisch durchgeführt wird. Bevorzugt eingesetzt wird diese Technik bei Patienten mit vorbekannter Diabetes oder vorbekanntem Reflux. Mit etwa 70 Prozent Anteil ist das die in der Schweiz am häufigsten durchgeführte bariatrische Operation. Dabei wird eine kleine Magentasche gebildet und direkt mit dem Dünndarm verbunden.
Zusätzliche Informationen
Den gesamten Vortrag im Originalwortlaut, mit zusätzlichen Fragen und Antworten sowie mit interessanten Statistiken können Sie sich hier im Stream ansehen.
Darüber hinaus empfehlen wir weitere Beiträge und Videos, die im Rahmen der Fachtagungen der Helvetius Holding AG entstanden sind.
Fettleber und Diabetes – die Zusammenhänge
In einem Vortrag der Gastroenterologischen Gruppenpraxis GGP Bern AG (Gesellschaft der Helvetius Holding AG) veranschaulicht die Gastroenterologin Frau Dr. med. Michaela Neagu die Zusammenhänge zwischen Fettleber und Diabetes. Folgt man dem Vortrag wird deutlich, dass Fettleber und Diabetes einen Teufelskreis bilden, in dem sich beide Erkrankungen wechselseitig auslösen und antreiben. Neben der Diagnostik und den Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit eröffnet der Vortrag aber auch ein klares Bild davon, wie sich der Krankheitsverlauf erfolgreich beeinflussen und im besten Fall umkehren lässt. Wir haben den Vortrag von Frau Dr. Michaela Neagu in Textform, aber auch als Video-Vortrag und als Powerpoint Präsentation zur Verfügung gestellt. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Die Experten der Helvetius Holding AG klären auf
In einem Vortrag der GGP Bern AG hat Frau Dr. med. Michaela Neagu die Zusammenhänge von Fettlebererkrankung und Diabetes mellitus dargestellt. Dabei geht es weniger um medizinisches Fachlatein, sondern vielmehr um eine Aufklärung darüber, was eine Fettleber ist, was diese für das Leben der Menschen bedeutet und ob es einen Zusammenhang zu Diabetes mellitus gibt.
Frau Dr. Michaela Neagu ist als Spezialistin für Gastroenterologie (Magen-Darm.Krankheiten) und für Allgemeine Innere Medizin in der Gastroenterologischen Gruppenpraxis Bern, einem Partner der Helvetius Holding AG, tätig und verfügt über umfangreiche Erfahrungen und Kompetenzen in ihrem Spezialgebiet.
In ihrem Vortrag beleuchtet Frau Dr. med. Michaela Neagu die klaren Zusammenhänge zwischen Fettleber und Diabetes mellitus.
Die Fettlebererkrankung
Grundsätzlich wird unterschieden in die alkoholische Fettlebererkrankung und die nichtalkoholische (metabolische) Fettlebererkrankung. Wie es die unterschiedlichen Bezeichnungen schon andeuten, hängt die eine Fettlebererkrankung mit dem übermässigen Alkoholkonsum zusammen, die andere Form der Fettlebererkrankung hat nichts mit dem Alkoholkonsum zu tun. Dazu kommen Erscheinungsformen wie beispielsweise Virus-Lebererkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Eisenspeicherstörungen und andere Zustände, die eine Fettlebererkrankung fördern oder erst möglich machen.
Weltweit gesehen sind etwa 25 Prozent der Bevölkerung von einer Fettlebererkrankung betroffen. Damit präsentiert sich die Fettleber als häufigste Lebererkrankung überhaupt. Bei den Diabetikern selbst weisen etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen eine Fettleber auf. Auch etwa die Hälfte der Patienten mit schweren Fettstoffwechselstörungen leiden an einer Fettlebererkrankung.
Wie entsteht eine Fettleber?
Eine Fettleber entsteht, wenn die Kapazität der Leberzellen zur Fettaufnahme überschritten wird. Dadurch lagert sich in der Leber selbst Fett ab, das durch die Leber nicht mehr abgebaut werden kann. Die Fettansammlung in den Leberzellen führt dazu, dass sich diese Zellen entzünden und dann Botenstoffe aussenden, die die Insulinversorgung der Leber hemmen. Schliesslich kommt es zu einer Art Insulinresistenz, so dass das Insulin im Körper nicht so wirken kann, wie es von der Natur her vorgesehen ist.
In der Folge tritt eine Überzuckerung im Körper auf. Dadurch wird ein Reiz ausgesendet, der dafür sorgt, dass noch mehr Insulin produziert wird. Der erhöhte Insulinspiegel führt dann weiter zu einer auch erhöhten Fettaufnahme, Fettsynthese und Fettspeicherung. Damit entsteht ein Wirkungskreis, der immer mehr Fett in der Leber ablagert aber auch generell die Fettspeicherung im Körper weit über das normale Mass hinaus anschiebt.
Was merken Betroffene von einer Fettleber?
Ernüchternd festzustellen ist, dass etwa die Hälfte aller Betroffenen praktisch symptomlos lebt und sich entsprechend keinerlei Sorgen etwa um die Lebergesundheit macht. Auf der einen Seite mag das beruhigend wirken, auf der anderen Seite ist das schon ein Alarmsignal dafür, dass wirksam einsetzende therapeutische Interventionen erst spät, meist sehr spät einsetzen.
Bei einigen Patienten tritt eine allgemeine aber eher unspezifische Müdigkeit auf. Eine gewisse Mattigkeit und vielleicht einmal undifferenzierte leichte Schmerzen im Oberbauch deuten darauf hin, dass hier ein ernsthaftes Leiden vorliegen könnte. Meist wird das jedoch von den Patienten selbst nicht ernst genommen.
Dadurch bleibt die Fettleber in den meisten Fällen ein Zufallsbefund, der erst im Rahmen der Behandlung anderer Erkrankungen zutage tritt. Das können beispielsweise erhöhte Leberwerte im Rahmen eines Gesundheitschecks sein oder auch sichtbare Veränderungen der Leber bei einer Standard-Ultraschalluntersuchung.
Generell besteht die Gefahr, dass eine nicht behandelte Fettleber bis zur Leberzirrhose fortschreiten kann. Spätestens dann merken die Betroffenen, dass ihre Leber krank ist. Typische Zeichen sind dann der bekannte grosse Wasserbauch, bestimmte Umgehungskreisläufe im Organismus und weitere Zeichen kommen dann jedoch sehr spät. Praktisch ist beim Krankheitsbild Fettleber von keinen Symptomen bis hin zu schweren und gefährlichen Krankheitsverläufen alles möglich.
Zwischen 50 bis 90 Prozent der Menschen mit Fettleber sind adipös, also klar übergewichtig. Zeichen eines metabolischen Syndroms sind erkennbar.
Wie kann eine Fettleber sicher diagnostiziert werden?
Vor einigen Jahren noch war die Biopsie das Mittel der Wahl, wenn der Zustand der Leberzellen genauer bestimmt werden sollte. Dazu wird mit einer Nadel direkt in das Organ gestochen und eine kleine Gewebeprobe entnommen. Diese Gewebeprobe kann dann weiter auf die Verfettung der Leberzellen hin untersucht werden.
Dank der Fortschritte in der medizinischen Technik können wir heute in 90 Prozent der Fälle eine Fettleber auch ohne eine Biopsie diagnostizieren. Mit unterschiedlichen bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie können heute absolut schmerzfreie Untersuchungen ohne einen Eingriff in den Körper vorgenommen werden. Dank der exzellenten Darstellung lässt sich auch so der Fettgehalt in der Leber vergleichsweise gut mit verlässlichen Werten feststellen.
Grundlage bei der Auswertung der Ultraschalluntersuchungen ist beispielsweise ein Vergleich von Leber- und Nierengewebe. Sind beide Organe gesund, weisen sie in etwa die gleiche Struktur und Farbe im Bild auf. Kommt das Nierengewebe dunkler als das der Leber zur Darstellung, dann weisen die helleren Teile in der Leber auf Fetteinlagerungen hin. So lässt sich eine Fettleber schon mit recht grosser Sicherheit erkennen.
Entschliessen sich die Spezialisten dann doch für eine Gewebeprobe, meistens zum Ausschluss oder Nachweis zusätzlich vorliegender Lebererkrankungen, dann werden die Unterschiede noch deutlicher. Eine gesunde Leber besteht aus sauber angeordneten und klar differenzierten Zellen. Bei der Fettleber ist die Störung der Zellarchitektur durch die Fetteinlagerungen deutlich zu erkennen. Bei einer ausgeprägten Fettleber mit entzündeten Zellen wird das noch deutlicher.
Wie ist der Weg zur Fettleber
Von der gesunden Leber hin zur Fettleber braucht es immer eine gewisse Zeit und bestimmte Umstände. Verschiedene ungünstige Faktoren bewirken die Fetteinlagerung in den Leberzellen, die dann weiterhin zu Entzündungen in der Leber selbst führen können. Das muss nicht sein, kann aber sein. Wenn jedoch eine solche Entzündung stattfindet wird ein gewisser Umbau im Bindegewebe vorangetrieben, der unbehandelt bis zu einer vollständigen Vernarbung der Leber führen kann. Dann ist bereits das Stadium der Leberzirrhose erreicht. Die Leberzirrhose wiederum ist ein begünstigender Faktor für die Entstehung von Leberkrebs. Das trifft auf etwa zwei Prozent der Betroffenen zu. Aber auch dann, wenn noch keine Leberzirrhose diagnostiziert wurde, werden immer mehr Fälle von Leberkrebs bei Fettleber bekannt. Und in den USA gilt die Fettleber heute als der häufigste Grund für eine Lebertransplantation.
Ein Blick auf Diabetes mellitus
Gewöhnlicherweise reden wir hier von der Zuckerkrankheit. Eine solche wird diagnostiziert, wenn chronisch überhöhte Zuckerwerte im Blut festgestellt werden. Der Körper ist gewissermassen überzuckert. Wirkfaktoren für das Entstehen der hohen Blutzuckerwerte sind die Verminderung der Wirkung des Insulins und im Verlauf oftmals ein Insulinmangel.
Derzeit sind etwa sechs Prozent der Weltbevölkerung, auch Kinder, von der Zuckerkrankheit betroffen. Bei den Kindern wird zumeist der Diabetes Typ 1 beobachtet. Mit Zunahme des krankhaften Übergewichts auch bei Kindern tritt hier aber auch der Typ 2 vermehrt in Erscheinung. In unterschiedlich angelegten Testverfahren kann Diabetes sehr sicher und unkompliziert diagnostiziert werden.
Was bedeutet Diabetes mellitus für das Leben der Menschen?
Ein Vorliegen von Diabetes mellitus ist mit tatsächlich schwerwiegenden Risiken und Folgen für die Gesundheit und das Leben der Betroffenen verbunden. Eine Problematik sind die Schäden an den kleinen Gefässen. Das betrifft vor allem die Nieren, die Netzhaut des Auges und das Nervensystem. Von relativ milden Nierenproblemen bis zum kompletten Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit reicht die Spannweite. Bei den Netzhauterkrankungen könne solche Störungen durch Diabetes mellitus bis zur Blindheit führen. Bezüglich der Schädigung des Nervensystems kommt es zum Verlust bestimmter Sinneseindrücke, die sich beispielsweise so äussern können, dass Patienten nicht mehr den Boden unter ihren Füssen spüren können. Auch Probleme mit der Koordination und dem räumlichen Lagewechsel werden beobachtet. Berichtet wird auch von Magen-Darm-Störungen mit Durchfall und anderen Symptomen. Herzrhythmusstörungen können das Erscheinungsbild ergänzen.
Neben den Schäden an den kleinen Gefässen sind auch Schäden an den grossen Gefässen eine Folge von Diabetes mellitus. Besonders erwähnenswert sind hier koronare Herzerkrankungen. Zumindest ist hier das Risiko von Diabetes-Patienten gegenüber der Normalbevölkerung deutlich höher. Für Diabetiker kann dieses Risiko als etwa doppelt so hoch bewertet werden. Ganze 75 Prozent der Diabetiker sterben an einem kardiovaskulären Ereignis.
Auch das Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden, ist in etwa 2,5mal höher als in der Vergleichsgruppe der Menschen ohne Diabetes. Eine Durchblutungsstörung vor allem in den Beinen ist mit einem Risiko von 4,5mal mehr als in der Vergleichsgruppe zu bewerten. Bekannt ist der diabetische Fuss, der durch genau diese Durchblutungsstörungen entsteht und bis hin zur erforderlichen Amputation führen kann.
Mit Diabetes mellitus erhöht sich auch allgemein das Infektionsrisiko bezogen auf praktisch alle Infektionskrankheiten.
Die Beziehung von Fettleber und Diabetes mellitus
Das Besondere an der Beziehung von Fettlebererkrankungen und Diabetes mellitus ist die Tatsache, dass beide Krankheiten gegenseitig und wechselseitig sowohl Auslöser aber auch Folge der jeweils anderen Erkrankung sein können. Das heisst: Fettleberpatienten sind oder werden häufig Diabetiker und Diabetiker leiden häufig an einer Fettleber. Es gibt also einen kausalen Zusammenhang zwischen Fettleber und Diabetes.
Stellen wir uns einen möglichen Werdegang vor: Ein zunächst körperlich völlig gesunder und normaler Mensch beginnt, aus unterschiedlichen Ursachen heraus an Gewicht zuzunehmen. Das Fettgewebe nimmt zu und irgendwann ist die Fähigkeit der Einspeicherung von Fett erschöpft. Das führt dann zu einer wahren Überschwemmung des gesamten Organismus mit freien Fettsäuren. Irgendwann wir der Organismus resistent auf die Wirkung des Insulins und es kommt zu einer Überzuckerung. Stellt sich nun die Frage: Wohin mit dem Zucker?
Ein Teil der freien Fettsäuren lagert sich in den Leberzellen ab und führt dort zur bereits beschriebenen Fettleber. Damit werden die Fähigkeiten der Leber für einen gesunden Fettstoffwechsel deutlich eingeschränkt. Ausserdem kommt es zu einer immer ausgeprägteren Insulin-Reststenz, die sich in der Wechselwirkung wiederum auf den Blutzucker auswirkt und schlussendlich zur Diabetes Typ 2 führt. Weitere Wirkungen und Effekte sind hier immer mit eingeschlossen wie beispielsweise Bluthochdruck, Störungen der Funktion der Bauchspeicheldrüse etc.
In der gegenseitigen Bedingung von Fettleber und Diabetes entsteht ein Teufelskreis, der sich nur schwer und dann auch nur mit radikaler Methodik durchbrechen lässt.
Was lässt sich tun?
Zumindest bis zu einem Body-Mass-Index BMI von 30, maximal 35, lässt sich wohl noch gegensteuern und sollte auch aktiv etwas getan werden. Bemerkenswert dabei ist, dass die Fettleber reversibel ist, also auch zurückgebildet werden kann. Selbst wenn es bereits zu einer Leberentzündung gekommen ist, lässt sich der Prozess noch umkehren. Ausschlaggebend ist recht zeitiges Handeln. Ist es bereits zu einer Leberzirrhose gekommen, kann diese kaum noch aufgehalten werden. Dennoch sollte auch dann mit konsequenten Lebensstilanpassungen und regelmässigen Kontrollen darauf hingewirkt werden, dass weitere Leberschädigungen vermieden werden.
Der Weg zurück zur gesunden Leber führt immer über die Reduktion des Körpergewichts und eine entsprechende Verminderung der Überfettung des Organismus. Schon fünf Prozent Reduktion des Körpergewichts führt zu einer relevanten Entfettung der Leber.
Bei sieben bis zehn Prozent Gewichtsabnahme können auch entzündliche Prozesse in der Leber oder eine beginnende Vernarbung des Lebergewebes zurückgebildet werden. Das sind Fakten, die Mut machen und hinreichend erprobt und erforscht sind.
Für die Gewichtsabnahme sind mehrere Faktoren entscheidend. Das beginnt bei einer deutlichen Verminderung der Kalorienaufnahme, geht über gesunde und regelmässige Bewegung. Dabei ist ein Zeitraum von mindestens acht Wochen, in der Regel aber deutlich mehr anzusetzen. Eine möglichst engmaschige Beratung und Betreuung durch Fachärzte ist sehr ratsam, da auch weitere Risikofaktoren beobachtet und ausgeschlossen werden müssen. Das betrifft vor allem die kardiovaskulären Risiken.
Toxische Nahrungsmittel wie Alkohol, Getränke mit einem hohen Fructosegehalt und Nikotin sollten unbedingt vermieden werden.
Den gesamten Vortrag von Frau Dr. med. Michaela Neagu mit vielen zusätzlichen interessanten Informationen und weiteren Fragen und Antworten können Sie sich hier im Video-Vortrag anschauen.
Eine Powerpoint Präsentation zum Thema veranschaulicht und ergänzt den Vortrag.