Dr. med. Anita Scheiwiller Fachärztin für Chirurgie FMH Schwerpunkt Viszeralchirurgie

Die Schilddrüse ist ein sehr kleines, aber umso wichtigeres Organ. Störungen der Schilddrüsenfunktion führen zu vielen Folgeerkrankungen und sollten in jedem Fall behandelt werden. Wie sich unterschiedliche Erkrankungen der Schilddrüse zeigen und wie solche behandelt werden können, lesen Sie im ausführlichen Beitrag, sehen Sie im Video oder verfolgen Sie mit der Powerpoint Präsentation. Hier geht es direkt zum Thema.

Schilddrüsenerkrankungen erkennen und behandeln

Die Swiss1Chirurgie empfiehlt

Insgesamt etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung sind von Schilddrüsenerkrankungen betroffen. Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenüberfunktion, ein gutartiges oder bösartiges Wachstum der Schilddrüse sind Formen der Schilddrüsenerkrankungen, die sich alle gut behandeln lassen. Da die Schilddrüse ein zwar kleines aber sehr wichtiges Organ ist, sollte immer professionelle Beratung und Hilfe eingefordert werden, wenn eine Schilddrüsenerkrankungen vermutet wird. In einem ausführlich Beitrag zeigt die Swiss1Chirurgie, wie Schilddrüsenerkrankungen zu bewerten sind und wie sie behandelt werden können. Lesen Sie hier den ausführlichen Fachbeitrag zu Schilddrüsenerkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten.

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Die Schilddrüse – Ein kleines Organ mit grosser Wirkung

Die Schilddrüse ist ein relativ kleines Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes im Hals befindet. Trotz der geringen Grösse haben das Organ und seine Schilddrüsenhormone eine sehr weitreichende Wirkung auf fast alle Organe unseres Körpers. Funktioniert die Schilddrüse normal, merken wir von ihr im Prinzip nichts. Erst wenn Störungen der Schilddrüse vorliegen, werden wir uns ihrer Bedeutung bewusst. Bekannte Erkrankungsformen der Schilddrüse sind zum Beispiel die Schilddrüsen-Unterfunktion und die Schilddrüsen-Überfunktion.

Mit der Funktion bzw deren Störungen der Schilddrüse beschäftigt sich Frau Dr. med. Anita Scheiwiller. Unter anderem zeigt sie in interessanten Vortragsreihen, wie die normale Funktion der Schilddrüse zu bewerten ist, welche Störungen und Erkrankungen auftreten können und wie sich diese behandeln lassen.

Frau Dr. med. Anita Scheiwiller ist praktizierende Viszeralchirurgin in der Praxis der Swiss1Chirurgie in Bern und arbeitet dort sehr engagiert und in den Fachgebieten der Darm-und Enddarm-Erkrankungen, der Übergewichtschirurgie und der Schilddrüsenerkrankungen. Mit 20 Jahren Berufserfahrung als Chirurgin berät und behandelt Frau Dr. med. Anita Scheiwiller ihre Patienten mit grosser Empathie, Erfahrung und fachlicher Kompetenz.

Die Schilddrüse – Lage und Form

Die Schilddrüse ist ein sehr kleines Organ, das von aussen normalerweise nicht sichtbar ist. Eingebettet in Strukturen des Halses liegt die Schilddrüse direkt auf der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes. Interessant ist hier auch die räumliche Nähe zum Stimmband-Nerv und zur Halsschlagader sowie zu den Nebenschilddrüsen. Wichtig ist dieser Umstand vor allem auch dann, wenn chirurgische Eingriffe im Bereich der Schilddrüse erforderlich werden. Hier gilt es, sehr genau, präzise und umsichtig zu arbeiten, um Verletzungen besonders des Stimmbandnerves oder der Nebenschilddrüsen zu vermeiden. Aufgrund ihrer Form wird die Schilddrüse gern auch als Schmetterlings-Organ bezeichnet.

Die Funktion der Schilddrüse

Wie der Titel dieses Beitrages schon verrät, ist die Schilddrüse ein sehr kleines Organ mit dennoch grosser Wirkung. Die Schilddrüse produziert fortlaufend Hormone, die im medizinischen Sprachgebrauch als T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodhyronin) bezeichnet werden. Damit diese Hormonausschüttung funktionieren kann, wird die Schilddrüse von der Hirnanhangsdrüse von einem Vorläuferhormon stimuliert. Daraus ergibt sich ein Regelkreis von der Hirnanhangsdrüse zur Schilddrüse. Das bedeutet, dass Störungen der Funktion der Hirnanhangsdrüse auch zu Störungen der Schilddrüsenfunktion führen können.

Wichtig zu wissen ist, dass zur Produktion der Schilddrüsenhormone unter anderem Jod notwendig ist. Ohne eine ausreichende Versorgung mit Jod wird auch die Schilddrüsenfunktion gestört sein.

Welche Wirkungen haben die Schilddrüsenhormone auf den Organismus?

Die Schilddrüsenhormone haben klare Wirkungen auf fast alle Organe des menschlichen Körpers. Umgangssprachlich bewerten wir die Schilddrüsenhormone als „Gaspedal des Körpers“, die wesentliche Funktionen anderer Organe erst möglich machen. So kann beispielsweise der Stoffwechsel als Ganzes beschleunigt aber auch gebremst werden. Auch auf die Aktivität des Herzens haben die Schilddrüsenhormone eine bedeutsame Wirkung. Zudem wirken diese Hormone auf den Blutdruck, den Energie-und Fettstoffwechsel und damit auch auf das Körpergewicht, auf den Stoffwechsel der Knochen und sogar auf die Hirnfunktion. Die Wirkungen der Hormone der Schilddrüse reichen hin bis zur Funktion der Muskulatur. Allein diese Fakten zeigen, wie wichtig die gut funktionierende Schilddrüse für die Gesundheit des Menschen ist.

Störungen der Schilddrüsen-Hormonproduktion

Schilddrüsenunterfunktion

Werden von der Schilddrüse zu wenig Hormone produziert und ausgeschüttet, dann reden wir von einer Unterfunktion der Schilddrüse. Eine Unterfunktion der Schilddrüse hat sehr vielfältige Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Die häufigsten Symptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtszunahme. Seltener ist eine Vergrösserung der Schilddrüse zu beobachten, die im Zusammenhang mit einer Unterfunktion der Schilddrüse auftreten kann.

Eine Schilddrüsenunterfunktion beobachten wir als eine sehr häufige Erkrankung. Immerhin sind es ungefähr fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, die unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Das ist sehr viel, zumal viele der Betroffenen zunächst davon gar nichts direkt merken. Selbst die Patienten, die entsprechende Symptome aufweisen, können diese im ersten Schritt nicht richtig einordnen. Entsprechend kommen viele Betroffene gar nicht auf die Idee, dass eine gestörte Funktion der Schilddrüse die Ursache für die individuellen Beschwerden und Symptome sein könnte.

Die Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind oftmals Entzündungen der Schilddrüse oder auch Folgen operativer Eingriffe, beispielsweise einer Schilddrüsenentfernung. Auch in der Folge bestimmter Therapien oder im Zusammenhang mit dem Einnehmen verschiedener Medikamente kann eine Schilddrüsenunterfunktion beobachtet werden.

Was in früheren Zeiten sehr oft, heute aber nur noch am Rande eine Rolle spielt, ist der Jodmangel. Bekannt sind da Bilder von riesigen Kröpfen, medizinisch als Struma bezeichnet. In Jodmangelgebieten war das sehr häufig zu sehen, oft in Bergtälern. Durch eine Anreicherung von unterschiedlichen Nahrungsmitteln mit Jod ist diese Problematik heute kaum noch zu sehen. Denken wir nur an das bekannte Jodsalz.

Für eine Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion stehen relativ leicht einzusetzende Möglichkeiten im Fokus. So lassen sich fehlende oder nur mangelhaft produzierte Schilddrüsenhormone einfach durch entsprechende Präparate in Tablettenform ersetzen. Diese Medikamente sind recht einfach einzustellen und gut verträglich. Die Kontrolle der richtigen Einstellung kann beim Hausarzt erfolgen.

Wenn gleichzeitig zur Unterfunktion eine Vergrösserung der Schilddrüse diagnostiziert wird, ist ein operativer Eingriff ratsam. Damit wird zumeist die gesamte Schilddrüse entfernt. Zur Operation selbst lesen Sie den speziellen Abschnitt.

Die Schilddrüsenüberfunktion

Als Gegenteil zur Schilddrüsenunterfunktion ist die Schilddrüsenüberfunktion bekannt. Dabei produziert die Schilddrüse zu grosse Mengen an Hormonen. Auch das hat spürbare Auswirkungen auf den gesamten Körper, da diese Hormone auf so viele Funktionen einwirken.

Die Symptome zeigen sich gegenteilig zu denen einer Schilddrüsenunterfunktion. Zu beobachten sind Gewichtsabnahme, eine anormale Nervosität, Schweissausbrüche, undifferenziertes Zittern, ein schneller Herzschlag und andere unangenehme Symptome. Oftmals zu sehen sind dann auch die sogenannten „Glubschaugen“, die typisch für eine spezielle Form der Schilddrüsenüberfunktion sind.

Auch die Überfunktion der Schilddrüse geht oftmals mit einer Vergrösserung der Schilddrüse einher. Insgesamt beobachten wir die Schilddrüsenüberfunktion etwas seltener als die Schilddrüsenunterfunktion. Dennoch ist über ein Prozent der Gesamtbevölkerung von einer Schilddrüsenüberfunktion betroffen. Oftmals sehen wir dabei auch jüngere Patienten. Frauen sind fünfmal häufiger betroffen.

Die Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion erweist sich als etwas schwieriger, als die einer Schilddrüsenunterfunktion. Es gibt Medikamente, die die übermässige Hormonproduktion unterdrücken können. Diese Medikamente sind für eine Langzeittherapie jedoch nicht so gut geeignet. Dabei sind sowohl Nebenwirkungen zu beachten als auch das Nachlassen der Wirkung der Medikamente.

Eine andere und oftmals eingesetzte Lösung ist die Operation, bei der die gesamte Schilddrüse entfernt wird. Auch eine Zerstörung der Schilddrüse von innen heraus kann eingesetzt werden. Dabei wird radioaktives Jod eingesetzt, das sich in der Schilddrüse einlagert und dort die Zellen zerstört.

Andere Schilddrüsenerkrankungen

Neben der Schilddrüsenunterfunktion und der Schilddrüsenüberfunktion kennen wir auch andere Erkrankungen der Schilddrüse. Dazu gehört beispielsweise eine vergrösserte Schilddrüse, die dennoch eine normale Hormonproduktion zeigt. Bei einer gutartigen Vergrösserung der Schilddrüse (Struma) kann ein Jodmangel die Ursache sein. Infrage kommen aber auch andere Grunderkrankungen oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente.

Wenn bei einer Schilddrüsenvergrösserung keine Gefahren beispielsweise einer Krebserkrankung vorliegen, kann allenfalls zunächst abgewartet und beobachtet werden. Wächst die Schilddrüse weiter, sollte ein operativer Eingriff vorgenommen werden. In manchen Fällen ist das Wachstum nur einseitig, so dass auch nur einseitig operiert werden muss. Sind beide Seiten betroffen, wird das gesamte Organ entfernt. Es ist auch eine Zerstörung der Schilddrüse von innen heraus möglich. Diese Radiojodtherapie wird bei gutartigen Vergrösserungen allerdings nur relativ selten eingesetzt.

Ab einer gewissen Grösse der Schilddrüse kann es auch zu mechanischen Beeinträchtigungen im betroffenen Bereich kommen. Oftmals werden dann die Speiseröhre oder die Luftröhre zur Seite gedrängt und zusammengedrückt, was zu entsprechenden Symptomen wie Atemnot, Schluckbeschwerden. Stimmveränderungen und Schlafapnoen führen kann. Vielmals zeigt sich sowohl eine optische als auch funktionale Störung, die für die Patienten belastend sind. Bei mechanischen Beeinträchtigungen ist eine Operation immer die Therapie der Wahl.

Bei bösartigen Schilddrüsenvergrösserungen, die mit dem eher seltenen Schilddrüsenkrebs einhergehen, ist eine Operation immer angezeigt. Insgesamt hat der Schilddrüsenkrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen eine deutlich bessere Prognose.

Untersuchungen der Schilddrüse

Eine Methode zur Untersuchung der Funktion der Schilddrüse ist die laborchemische Bewertung der Hormonproduktion. In der bildgebenden Diagnostik hat sich die Ultraschalluntersuchung bewährt. In der einfachen, schmerzfreien Untersuchung ohne Strahlenbelastung können krankhafte Prozesse im Bereich der Schilddrüse gut erkannt werden.

Weitere Untersuchungen je nach Krankheitsbild sind möglich. Bei einer Schilddrüsenunter- oder Überfunktion kann eine Szintigraphie eingesetzt werden. Dabei wird die Funktion der Schilddrüse bewertet und nachgewiesen. Manchmal sind auch Gewebeuntersuchungen erforderlich um einzuordnen, ob es sich um gutartige oder bösartige Prozesse handelt. Dabei wird das Organ mit einer feinen Nadel punktiert und wenig Schilddrüsengewebe entnommen. Dieses kann dann unter dem Mikroskop genauer untersucht werden.

Molekulare und genetische Tests werden heute ebenso, wenn auch selten, eingesetzt, um einen Befund zu bekräftigen oder einzuordnen.

Die Operation der Schilddrüse

Der erste Schritt bei der Operation der Schilddrüse ist immer ein vier bis fünf Zentimeter langer Hautschnitt am unteren Hals, der quer geführt wird. Durch die entstehende Öffnung kann zunächst die Halsmuskulatur zur Seite geschoben werden. So wird der Weg direkt zur Schilddrüse frei. Je nachdem, ob einseitig oder beidseitig operiert wird, dauert der operative Eingriff zwei bis drei Stunden.

Nach dem Eingriff bleiben die Patienten etwa zwei bis drei Tage im Spital. Der Heilungs- und Erholungsprozess verläuft generell sehr schnell.

Wie bei jeder Operation sind auch hier Komplikationen möglich aber sehr selten. Gefährdet ist zum Beispiel der Stimmbandnerv, der sich in direkter Nähe zur Schilddrüse befindet. Die Folgen einer Verletzung des Stimmbandnerves wären Heiserkeit, Stimmveränderungen oder Atemnot. Auch Nachblutungen sind möglich. Eine Überwachung in den ersten Stunden im Aufwachraum ist daher notwendig. Wichtig ist auch die Schonung der Nebenschildrüsen welche sich an der Schilddrüse befinden. Diese produzieren ebenfalls Hormone und sollten nicht verletzt oder entfernt werden.

Was nach der Operation sichtbar bleibt, ist eine feine Narbe am Hals, die jedoch meistens sehr gut verheilt und nach einiger Zeit kaum noch zu erkennen ist.

Postoperative Behandlung

Wird die Schilddrüse vollständig entfernt, muss die fehlende Hormonproduktion ersetzt werden. Dafür werden Schilddrüsenhormone als Medikament verabreicht. Zumeist gehen die Patienten gut eingestellt nach Hause und müssen lediglich beim Hausarzt oder beim Stoffwechsel-Spezialisten alle paar Monate die richtige Einstellung der Hormone überprüfen lassen.

Fazit

Insgesamt beobachten wir Schilddrüsenerkrankungen recht häufig, auch wenn diese nicht immer sofort erkannt werden. Hier kommt es auf eine gute Diagnostik durch die Hausärzte an, die eventuell betroffene Patienten immer an einen Spezialisten für Schilddrüsenerkrankungen überweisen sollten. Diagnostiziert werden können dann Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenüberfunktion oder ein gutartiges oder bösartiges Schilddrüsenwachstum.

Muss die Schilddrüse entfernt werden, ist der Hormonersatz sehr einfach. Damit kann die volle organische und körperliche Leistungsfähigkeit wiederhergestellt werden. Der operative Eingriff kann als sicher und komplikationsarm bewertet werden.

Den ganzen Beitrag können Sie hier als Video-Aufzeichnung eines Vortrages von Frau Dr. med. Anita Scheiwiller erleben oder unterstützend eine Präsentation ansehen.